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INFEKTIONSFORSCHUNG: Kupfer eliminiert gefährliche Krankenhauskeime

Bereits in der griechischen Antike war Kupfer bekannt für seine antimikrobielle Wirkung. Doch Untersuchungen zeigen jetzt: Das Metall ist ein wahrer Keimkiller. Diese Fähigkeit könnte künftig im Kampf gegen gefährliche Krankenhauskeime eine entscheidende Rolle spielen. Wegweisend ist eine Hamburger Klinik.

Wenn Patienten im Krankenhaus krank werden, muss gehandelt werden. Allein in Deutschland infizieren sich jährlich mehr als eine halbe Million Menschen im Krankenhaus, viele sterben sogar daran. Wo Desinfektionsmittel nicht mehr wirken, soll jetzt Kupfer helfen. Das weiche Metall hat eine hemmende Wirkung auf gefährliche Keime. Da die ansteckenden und für ein schwaches Immunsystem gefährlichen Bakterien nicht nur von Hand zu Hand, sondern in vielen Fällen auch über das Berühren von Klinken und Schaltern übertragen werden, wurde in der Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg ein weltweit einmaliger Versuch durchgeführt.

Eine komplette Krankenhausstation wurde mit Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern aus Kupfer ausgestattet. In regelmäßigen Abständen werden Proben von den kupferbeschichteten und den herkömmlichen Oberflächen genommen und ausgewertet. Türklinken und Lichtschalter sind erfahrungsgemäß die häufigsten Krankheitsüberträger. Nach einer Auswertung soll sich zeigen, ob das Material gegen die gefährlichen, antibiotika-resistenten Bakterien (MRSA steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), etwas ausrichten kann. Immer häufiger erkranken Patienten in Kliniken und Pflegeheimen an diesen Erregern. Die Ausbreitung lässt sich durch klassische Hygienemaßnahmen offenbar nicht stoppen.

Dass der Versuch Erfolg verspricht, haben Laboruntersuchungen gezeigt, bei denen 99,9 Prozent der Bakterien, darunter auch die hochgefährlichen MRSA-Erreger, innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Minuten bis zwei Stunden auf Kupferoberflächen eliminiert wurden. Auf Edelstahloberflächen wurden dagegen Überlebensraten derselben Mikroben von bis zu drei Tagen gemessen.

Jahrtausende lange Erfahrungen

Die aktuellen Forschungen schließen eine wissenschaftliche Lücke, die schon sehr lange existiert: "Die Menschheit hat Jahrtausende lange positive Erfahrung mit der hygienischen Wirkung von Kupfer", sagt Anton Klassert, Geschäftsführer Deutsches Kupferinstitut (DKI). Erste Untersuchungsergebnisse im Feldversuch haben die antibakterielle Wirkung von Kupfer bestätigt. Der Versuch wird fortgesetzt; Anfang 2009 soll eine Gesamtauswertung vorliegen.

"Der Kampf gegen hochresistente Erreger ist mit den bisherigen Mitteln wie dem Einsatz immer neuer Antibiotika und intensiver Desinfektionsmaßnahmen nicht zu gewinnen. Wir müssen neue Wege gehen, um das Gefahrenpotential für unsere Patienten zu reduzieren", so Jörg Braun, Chefarzt der I. Medizinischen Abteilung der Asklepios Klinik Wandsbek. Die Klinik ist in ein weltweites Untersuchungsprogramm eingebunden, da auf dem ganzen Globus gegen die Erreger angekämpft werden muss. Vergleichbare Studien unter klinischen Bedingungen sind geplant oder laufen derzeit zeitgleich in Großbritannien, Südafrika, USA und Japan an.

Nach seriösen Schätzungen treten allein in deutschen Krankenhäusern jährlich mehr als eine halbe Million so genannter nosokomialer - also in der Klinik erworbener - Infektionen auf. Europaweit sind es nach Angaben des Europäischen Zentrums für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) europaweit drei Millionen Fälle, wovon 50.000 tödlich verlaufen. Eine besonders große Gefahr geht dabei von Antibiotika-resistenten Keimen wie MRSA aus. Wundinfektionen, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Komplikationen geschwächter Patienten nach einer Infektion.

Neben der zum Teil lebensbedrohlichen Gefahr für die Patienten kommt noch ein enormer wirtschaftlicher Schaden hinzu, der allein in Deutschland in die Milliarden gehen dürfte. Patienten, die sich in der Klinik mit dem Erreger infizieren, liegen nach Schätzungen im Durchschnitt bis zu vier Tage länger im Krankenbett und verursachen Mehrkosten von bis zu 20.000 Euro.

Quelle: Die Welt, 21/08/18 Online

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